Frei nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung“ sind Kinder von Natur aus gerne draußen im Garten unterwegs. Bei der Grundausstattung eines jeden kleinen Hobbygärtners, einer jeden jungen Hobbygärtnerin dürfen Matschhose und Gummistiefel nicht fehlen.
Gärtner*innen der Zukunft
Sich bewegen, Dinge entdecken und Löcher graben sind Leidenschaften, die nahezu alle Kinder vereinen. Darum düsen sie wohl auch, sobald die Pausenglocke läutet, schnell hinaus in den Schulgarten, sammeln Regenwürmer und graben sich gegenseitig in der Sandkiste ein.
Warum also nicht diese kindliche Leidenschaft und Begeisterung auch übers Garteln unterstützen? Das Image, Gartenarbeit sei nur etwas für Pensionistinnen und Pensionisten, ist längst überholt. In Zeiten von Klimaschutz und regionaler, saisonaler Ernährung ist es wichtiger denn je, mit diesen Themen schon von Kind auf konfrontiert zu werden. Noch dazu macht es den Kleinen Spaß und sät den Samen für einen zukunftsfähigen Lebensstil. Denn oft legt das Gefühl, sich um etwas zu kümmern, etwas zu pflegen und verantwortungsvoll auf Lebendiges aufzupassen, den Grundstein für nachhaltige Handlungen und das Denken in natürlichen Kreisläufen.
Wäre es nicht eine schöne Zukunftsvision, wenn Jung & Alt voneinander lernen und nach einer erfolgreichen Saison gemeinsam die Ernte feiern? Wenn fast alle wieder wissen, wie man mit Pflanzen, Tieren und Boden umgeht und mehr Essen aus dem eigenen Garten kommt? Wenn Kinder einen starken Bezug zum Boden haben und folgend zu der Region, in der sie wohnen?
Kindergerechte Gärten
Sind Kinder im Garten mit dabei, sollte man sowohl die Gestaltung als auch die Pflege an die Bedürfnisse der Kleinen anpassen. Wichtig ist dabei, bereits vorhandene Potenziale zu nützen.
Kinder sind forschend unterwegs und möchten ihre Umwelt gerne eigenständig entdecken; man muss ihnen nur die Gelegenheit und den Raum dazu geben. Ein Abschnitt vom Hochbeet oder ein spezieller Bereich im Gemüsebeet, der nur für sie bestimmt ist, reicht dabei völlig aus. Bei der Abgrenzung des eigenen kleinen Gartenparadieses sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Äste, Stöcke, Steine, Tannenzapfen oder ähnliche selbst gesammelte Naturmaterialien können dazu verwendet werden.
Neben definierten Gemüsebeeten und sonstigen Pflanzflächen schätzen Kinder auch freie Flächen und Platz. Dort können sie nach Lust und Laune werkeln oder auch toben und rennen. Nichts ist besser für die Kreativität als freier Raum, der erobert werden darf. Insekten sammeln, Würmer ausbuddeln und Tausendfüßler-Beine zählen sind wiederum Aktivitäten, die in den nicht ordentlich gepflegten Gartenecken stattfinden. An diesen Orten soll das Gras auch ruhig etwas länger werden und die Hecke wild vor sich hin wuchern. Ein zusätzlicher Nutzen: Gänseblümchenblüten, Löwenzahnblätter, Brennnessel und andere Wildkräuter sind schmackhaft in der Küche und können in einem englischen Rasen kaum gefunden werden.
Der Funke springt über
Kinder müssen die Begeisterung der Erwachsenen spüren. Diese Begeisterung ist nämlich ansteckend! Freude und Faszination springen rasch über, wenn man gerne gemeinsam draußen ist und auf Augenhöhe den Garten entdeckt. Da Kinder von Natur aus wissbegierig sind, macht es ihnen Spaß, Neues zu lernen. Oft ist das alte Wissen rund ums Gärtnern, Selbstversorgen, um Hühnerhaltung, Obstbaumschnitt, Lagern, Verkochen etc. in der Eltern-Generation meist nicht mehr vorhanden, aber in der Großeltern-Generation noch da. Vielleicht finden sich Wege, Brücken zu bauen und wertvolles, altes Wissen an die Jungen weiterzugeben? Oma und Opa freuen sich, wenn sie ihre Erfahrung kundtun können, und die Eltern lernen gleich mit ihren Kindern mit.
So gelingt die gemeinsame Gartenarbeit
Was es zu beachten gibt, wenn man mit Kindern im Garten werkelt:
1. Schmutzigwerden ist erlaubt
Um ein gesundes Verhältnis zu Natur und Umwelt zu entwickeln, ist es wichtig, sich im wahrsten Sinne des Wortes auch einmal die Finger schmutzig zu machen. Gerade das Gefühl und der Geruch von Erde an den Händen oder das Backen eines „Schlammkuchens“ eignen sich wunderbar, um spielerisch die Textur und Struktur des Bodens zu erforschen.
2. „Keep it simple!“
Die perfekt am Rankgerüst emporkletternde Weinrebe oder die normgerecht ausgeformte Gurke? Besser ist es, mit einfach handzuhabenden Pflanzen zu beginnen, die mit Sicherheit keimen und wachsen. So werden Erfolge erreicht und die Lust und Begeisterung am Garteln wird entfacht. Die Schwierigkeitsstufe kann ja mit wachsender gärtnerischer Erfahrung jederzeit gesteigert werden …
3. Ausgepflanzt wird, was schmeckt
Bei der Wahl der Gemüse- und Obstarten sollte vor allem auf Geschmack und Vorlieben der Kinder geachtet werden. Außerdem sind eine rasche und regelmäßige Ernte und robuste Sorten von großer Bedeutung. Man sollte sich also Gedanken machen, was Kinder gerne essen und welche Pflanzen sich eignen. Klassiker wie Beerensträucher und Monatserdbeeren sowie Tomaten und frische Kräuter liefern regelmäßige Erträge und können im Vorbeigehen abgeerntet und gleich vernascht werden.
4. Giftpflanzen: Weglassen oder erkennen lernen?
Gerade beim Garteln mit Kindern ist es wichtig, darauf zu achten, ob die verwendeten Pflanzen in Teilen giftig sind. Vor allem bei Kleinkindern sollte man auf diese Pflanzen verzichten. Arbeitet man mit älteren Kindern und Jugendlichen im Garten, ist es besser, auf mögliche Giftstoffe in Pflanzen hinzuweisen und sie darüber zu informieren. Denn gerade im Zierbeet ist eine komplette Vermeidung von giftigen Pflanzen kaum möglich. Auf Pflanzenschutzmittel zur Unkrautoder Insektenbekämpfung sollte verzichtet werden.
5. Garteln geht überall
Es braucht nicht viel Platz und keinen großen Garten! Viele Aktivitäten können auch auf dem Balkon oder auf der Fensterbank in Pflanztrögen durchgeführt werden. Kresse und Schnittlauch für das nächste Jausenbrot oder Ringelblumen und Kapuzinerkresse für den Salat lassen sich auch sehr gut hier ziehen und benötigen wenig Platz.
In diesem Sinne: Rein in die Matschhose und raus in den Garten! G’schmackige Beeren, saftige Tomaten und frische Kräuter warten nur darauf, entdeckt zu werden. Sie sind der beste Lohn nach getaner Gartenarbeit und lassen unsere Kinder über sich hinauswachsen.
Andrea Wagner, Max Reisinger/ Klimabündnis OÖ