Der Samtfußrübling

 


Über 1.500 Pilzarten ernähren sich in Österreich von absterbendem und totem Holz. Doch jeder Pilz hat seine spezielle Nische, auf die er angewiesen ist – abhängig von der Baumart, dem Stammdurchmesser, der Holzfeuchte und der Zersetzung. Der Gemeine Samtfußrübling (Flammulina velutipes) ist einer dieser Holz-Zersetzer.

Als Schwächeparasit wächst der Pilz in kleinen Büscheln auf dem Holz verschiedener Laubbäume bzw. auf totem Holz. Häufig findet man ihn auf Strünken von Weiden, Birken, Buchen und Eschen, sehr selten auch an Nadelbäumen, z. B. an der Fichte.

Der Name der Gattung Flammulina kommt von der leuchtend orangeroten, an eine Flamme erinnernden Färbung der Hüte, die bei Nässe sehr glitschig werden. Bei jungen Exemplaren ist der Hut noch halbkugelig und am Rand eingerollt. Das wichtigste Kennzeichen des Samtfußrüblings ist aber, wie der Name schon sagt, sein samtig-brauner Stiel.

Zur Bildung der Fruchtkörper benötigt der Pilz als Startsignal im Freiland Temperaturen unter 0 °C. Damit ist er eines der wenigen Schwammerln, die vorwiegend in der kalten Jahreszeit vorkommen. Selbst Frostperioden schaden dem Samtfußrübling nicht. Wie manche Frösche und Fische verfügt der Pilz über besondere Frostschutzmechanismen, welche die Bildung von Eiskristallen im Inneren der Zellen verhindern. Sobald die Temperaturen wieder über den Gefrierpunkt steigen, tauen solche Pilze auf und wachsen weiter. Der Samtfußrübling ist also ein typisches Spätherbst- und Winterschwammerl, das man von Oktober bis April findet.

 

Zucht im Garten

Man kann den Pilz auch mit Pilzbrut aus dem Fachhandel im Garten auf verschiedenen Laubholzstämmen selbst züchten. Eine noch einfachere Methode besteht darin, reife Samtfußrüblings- Hüte auf Baumstümpfe oder die Schnittfläche von abgeschnittenem Holz zu legen; auch das bringt nach einiger Zeit den gewünschten Erfolg. Im Kühlschrank können die Pilze etwa eine Woche aufbewahrt werden.

 

Verwendung in der Küche

Üblicherweise werden nur die Hüte verwendet; sie schmecken, z. B. kurz gekocht als Einlage in einer Kartoffelsuppe, sehr gut. Das weiche, im Hut leicht elastische Fleisch schmeckt mild und riecht angenehm fruchtig. Als Beilage rundet der Samtfußrübling Gemüse- und Nudelgerichte ab. Besonders köstlich schmecken die Fruchtkörper, wenn man sie in reichlich Butter kross anbrät. Dabei können auch die zähen Stiele verwendet werden. Mit Salz und Pfeffer gewürzt, werden sie als Beilage zu Weiß- oder Schwarzbrot verspeist.

Besondere Bedeutung für die Ernährung hat der „Enokitake“, wie ihn die Japaner nennen, wegen seiner gesundheitsfördernden Wirkung. Er ist überaus reich an medizinisch interessanten Inhaltsstoffen wie Polysacchariden, Flammulin, Proflammin, Velin, Velutin und Lektinen. Diese Stoffe wirken unter anderem tumorhemmend, antimikrobiell und antioxydativ. Michael Pucher, Gartenfachberater und Pilzkenner